Bordun

Einsamkeit
ist ein großer Bruder,
eine Geliebte
die mich
in ihrem Herzen trägt
und nicht in Ruhe lässt,

ein Beweger
im Stillstand, wenn die Rufe
erlöschen,
die Tage sich neigen
und mir ein Mantel
aus Laub auf die Haut gelegt wird.

Die Gebete die ich anstimme
wachsen auf dessem Saum
und klingen endlos
wie ein Bordun
dessen Anfang
noch in der Antike
zu vernehmen ist.
Stillschweigen
ist keine Stille,
alles dröhnt endlos
und nur das Laute
übertönt, was wir
im kaum Vernehmbaren hören.

Die Stimmen steigen
aus einer alten Zeit auf,
dort wo wir uns vordem trafen
nur um unterbrochen zu werden,
damit wir jetzt die Worte
enträtseln lernen, die uns
damals abhanden gekommen sind.

In den Zwischenräumen der Existenz
und den Wandelhallen des Schmerzes
wollen wir alle im Grunde
praktische Dinge im Leben,
die funktionieren und uns
ein Gefühl von Sicherheit geben
dessen Mangel uns sonst
an unserer Bestimmung zweifeln läßt.

Wir reisen zwischen Tagschatten in
der Hoffnung auf Sonne und flüchten
uns in Nischen wenn uns deren Strahlen
einen Ausweg anzeigt. So werden wir zu
Blendern des Dasein, die ihr Fortkommen
im Verweilen einrichten und den Stillstand
als eigentliche Bewegung ihrer Existenz
begreifen. Dort wo das Kreisen um ein Gefühl,
einen Gedanken oder einen Augenblick die Hoffnung
und Gewissheit auf einen Ausgang erschaffen,
der sich nur wieder als spiralförmiges Gebilde
entpuppt, auf dessen Stufen wir abwechselnd
nach oben oder unten wandeln.

Die Bedeutung dieses Gebildes liegt darinnen,
einen Hinweise zu erhaschen auf unsere kurz
bemessene Zeit, und diese auszukosten
mit dem Verstehen von Leben und Sterben
in allen und noch den veschiedensten Handlungen
die wir täglich verrichten.